PNP vom Dienstag, 12. März 2002 - Lokalteil Waldkirchen
"Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein"
Erstes Seminar der Unternehmerschule des Hans Lindner Instituts: Jungunternehmer sprechen über ihre Geschäftsideen
Von Hans-Peter Hoeren
Waldkirchen. Keine Vorgesetzten mehr haben und selbst bestimmen, wo es lang geht im Betrieb. Wer hat sich das nicht schon mal gewünscht. Was man beim Schritt in die Selbständigkeit alles beachten muss, darüber informiert die Unternehmerschule, die das Innovations- und Gründerzentrum Waldkirchen zusammen mit dem Hans Lindner Institut ins Leben gerufen hat. Am Rande des ersten Seminars sprach die PNP mit einigen Teilnehmern.
An fünf Abenden erhalten Jungunternehmer und solche, die es werden wollen eine Art Crashkurs rund um die wichtigsten Probleme, die es bei einer Existenzgründung zu beachten gilt. Wie und wo finde ich meine Geschäftsidee? Wie bekomme ich Informationen über meinen Markt und meine Mitbewerber? Antworten auf diese Fragen gab es in der ersten Seminarveranstaltung, an der rund 40 interessierte Teilnehmer - davon rund die Hälfte Frauen teilnahmen.
"Selbständigkeit, das bedeutet in der Anfangsphase vor allem eines : Ich arbeite ständig und mache alles selber", suchte Seminarleiter Albert Eckl vom Hans Lindner Institut allzu schöne Vorstellungen vom Schritt ins eigene Unternehmerdasein zu zerstreuen. Eine gute Vorbereitung und das Vorhandensein von Unternehmereigenschaften wie eine positive, innere Einstellung, Durchhaltevermögen und Eigeninitiative seien unerlässlich für eine erfolgreiche Unternehmensgründung.
Eine der Seminarteilnehmerinnen ist Elisabeth Kasberger (39) aus Feldscheid bei Freyung. Die gelernte Buchhalterin betreibt seit Jahresanfang im Nebenberuf ein Buchführungsbüro. "Mich hat an der Selbständigkeit gereizt, dass ich meine Arbeit einteilen kann wie ich will, und mit verschiedenen Firmen zu tun habe." Allerdings sei es in ihrem Geschäftsbereich sehr schwierig, Kunden zu gewinnen, weil die Konkurrenz zu den Steuerberatern sehr groß sei. Deshalb hofft sie über die Kontakte, die sich bei den Seminaren ergeben, neue Kunden zu gewinnen.
In einer ganz anderen Branche ist Irmgard Ranzinger (45) aus Röhrnbach tätig. Die staatlich geprüfte Fachhauswirtschafterin will zusammen mit ihren drei Kol~~~innen aus Hauzenberg und Obernzell ein Pf~~~eteam für hilfs- und pf~~~ebedürftige kranke Menschen gründen. "Wir haben an einen Pf~~~edienst gedacht, der die Grundpf~~~e und die hauswirtschaftliche Betreuung der Senioren übernimmt", erklärt Ranzinger.
"Durch die hauswirtschafliche Pf~~~e kann der alte Mensch in seinem vertrauten Umfeld wohnen bleiben. Hier haben wir die Möglichkeit einen Menschen individuell zu betreuen, ohne Druck. Das kann der ambulante Pf~~~edienst nicht, denn er wird nach Leistung bezahlt und nicht nach Stunden."
Von der Seminarreihe des Hans Linder Instituts sind Irmgard Ranzinger und ihre Kol~~~innen sehr angetan: "Wir erhoffen uns von den Seminaren vor allem fundiertes, fachliches Wissen im Bereich der Finanzplanung bis hin zur rechtlichen Beratung in Haftungsfragen."
Das Hobby zum Beruf machen will der gelernte Maschinenbauschlosser und technische Zeichner Arthur Bier (33) aus Freyung. Zur Zeit absolviert er eine Ausbildung zum Fachinformatiker in der Anwendungsentwicklung. Wenn diese im Juli abgeschlossen ist, will er mit seinem Freund, einem gelernten Netzwerk-und Systemadministrator, eine Firma im IT- Management gründen. "Wir wollen den Kunden die Zusammenführung von Softwarelösung und Telekommunikation aus einer Hand bieten. Dienstleistungen im IT-Bereich gibt es in unserer Gegend so gut wie nicht", erklärt Bier. Er wolle dem Kunden Einsparmöglichkeiten im Soft- und Hardwarebereich aufzeigen und ihm auf seine Bedürfnisse abgestimmte, individuelle Lösungen anbieten. "Betreuung und Wartung kommen im IT-Bereich häufig zu kurz", weiß Bier.
Schwierigkeiten sieht er darin, die Leute von seiner Dienstleistung zu überzeugen und sich einen eigenen Kundenstamm aufzubauen. Die Seminarreihe hält er "für ganz wichtig für unsere Region", denn er möchte seinen Betrieb hier aufziehen und nicht in München.
Im Februar haben der Röhrnbacher Thomas Krenn und Max Wittenzellner (23) eine Offene Handelsgesellschaft (oHG) mit Sitz in Waldkirchen gegründet. Dort entwickeln sie Datenbankprogramme und vertreiben und installieren Virenschutz-Hardware. "Die Idee zur Selbständigkeit war schon immer da. Bereits nach der Schule wollte ich mein eigener Chef sein", sagt Max Wittenzellner, der seit zwei Jahren im Softwarebereich nebengewerblich tätig ist.
Die Nachfrage nach ihren Produkten im Landkreis sei groß, berichtet der Röhrnbacher Thomas Krenn. Von Kunden auf Mallorca und einigen Großkunden erzählt er. Warum dann noch die Seminare besuchen? "Wir wollen in der Gründungsphase unserer oHG nichts übersehen und zusätzlich alle Fördermöglichkeiten ausschöpfen", erklärt Krenn. Über das Arbeitsamt in Bodenmais ist Jana Hermann (39) auf die Seminarreihe aufmerksam geworden. "Ich bin momentan arbeitslos und über~~~e mir, mich im Bereich der Übersetzungen vom Deutschen ins Tschechische selbstständig zu machen", erzählt die gelernte Souffleuse, die 1994 nach Deutschland kam. "Mit meiner Ausbildung kann ich in Deutschland keinen wirklich interessanten Beruf finden." Von der Eröffnungsveranstaltung der Seminarreihe war sie sehr angetan. "Besonders der Vortrag des Unternehmers Max Haidl hat mich begeistert und mir viel Mut gegeben."
Das Thema des nächsten Seminars lautet: "Erfolgreiches Marketing für Existenzgründer". Referent ist Peter Kleinmaier von der PK Unternehmensberatung in Landshut. Heute von 18.30 bis 21 Uhr im Bürgerhaus Waldkirchen.