Sie befinden sich hier: Pressespiegel Detail


Wie werde ich mein eigener Chef?
Wie werde ich mein eigener Chef? Schüler testen das Unternehmer-Dasein Mit 1200 Mark Kapital Textildruck-Firma gegründet - Das Problem: Kunden für "printcom" zu gewinnen

PNP vom Dienstag, 30. Januar 2001 - Lokalteil Waldkirchen

Johannes-Gutenberg-Gymnasium beteiligt sich am Projekt JUNIOR

Wie werde ich mein eigener Chef? Schüler testen das Unternehmer-DaseinMit 1200 Mark Kapital Textildruck-Firma gegründet - Das Problem: Kunden für "printcom" zu gewinnen

Von Silke Lorenz

Waldkirchen. "Welche Größe ist denn L?" "Nimm die mit Kragen, die verkaufen sich besser!" Die Schüler der printcom-AG stecken ihre Köpfe zusammen und beraten, wie sie mit ihren selbst bedruckten T-Shirts auf Kundenfang gehen können.

Spätnachmittags im Johannes-Gutenberg-Gymnasium: In einem Klassenzimmer brennt noch Licht. Nach und nach trudeln die Schüler der Klasse 10b ein, die im Oktober vergangenen Jahres das Mini-Unternehmen "printcom" gegründet haben. 12 Schüler sind es insgesamt. "Meist kommen aber nur sechs bis acht zu unserer wöchentlichen Sitzung", meint Josef Lachhammer, Lehrer für Wirtschafts-und Rechtslehre. Er hatte von dem Schulprojekt JUNIOR - "Junge Unternehmer initiieren, organisieren, realisieren" - erfahren. Von der Idee angetan fragte er einige Klassen, ob sie Lust hätten, auch am Waldkirchner Gymnasium eine Firma ins Leben zu rufen.
Die Zehntklässler schließlich waren begeistert. Ihre Geschäftsidee: T-Shirts und Aufkleber für Auto oder Schaufenster bedrucken. Allerdings sind nur Buben dabei. "Die Mädchen wollten nicht mitmachen", erklärt Lachhammer, der Schulpate für printcom ist. Wirtschaftspate ist Otto Huml vom IGZ. An ihn können sich die Schüler in wirtschaftlichen Fragen wenden.
Printcom ist eines von 38 Mini-Unternehmen, die derzeit an bayerischen Schulen bestehen. Gestartet wurde das JUNIOR-Projekt vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Zwei Bedingungen gibt es: Lebensmittel-Unternehmen sind nicht zugelassen, und nach einem Jahr müssen die Firmen wieder aufgelöst werden.
Bisher haben die Waldkirchner Jungunternehmer 45 T- Shirts verkauft. "Davon waren 42 Stück für die Halloween-Party in der Schule", sagt Alexander Wilhelm. Jetzt sucht das Team nach Wegen, die Firma auf Erfolgskurs zu bringen. Neue Aufträge müssen her. "Meine Mutter hat im Fitness-Studio nachgefragt. Dafür sollen wir ein Motiv entwerfen", informiert Alexander die Gruppe. Er hat auch gleich Angebote für T-Shirts von Firmen aus dem Internet ausgedruckt. Die 16- Jährigen helfen alle zusammen, entwickeln Konzepte und beratschlagen über Preise, Qualität und Größen.
Für den Fasching suchen die Schüler noch nach witzigen Motiven. Außerdem wollen sie bei anderen Schulen nachfragen, ob die Abschlussklassen oder die Tanzkurs- Teilnehmer an bedruckten T-Shirts interessiert sind. Auch den Vorschlag, für den Schüleraustausch T-Shirts zu organisieren, halten die Buben für eine gute Idee.
Bedruckt werden die Textilien beim Vater von Herbert Weiß. "Deshalb hat sich der T-Shirt-Druck als Unternehmen angeboten, weil wir keine teuren Geräte anschaffen mussten", erläutert David Schäfer, der auch das rot-gelbe Firmenlogo entworfen hat und für den Bereich Marketing zuständig ist. Vorstand der Firma ist Georg Lichtenauer. Printcom funktioniert also wie ein wirkliches Unternehmen.
Mit 1200 Mark Grundkapital - finanziert aus 60 Aktien zu je 20 Mark - müssen die Schüler wirtschaften. Aktionäre sind die jungen Unternehmer, Lehrer, Verwandte und Bekannte. "Unsere Aktien liegen derzeit bei etwa 22 Mark", freut sich Josef Lachhammer über den Zuwachs. Was im Juli an Gewinn auf dem Konto steht, wird an die Aktionäre von printcom ausbezahlt - dann nämlich wird die Firma aufgelöst.
Das Projekt JUNIOR will die Schüler zu wirtschaftlichem Denken motivieren. Sie müssen mit Löhnen, Steuern und Sozialbeiträgen jonglieren wie im richtigen Leben - und sie müssen lernen, Aufgaben und Konflikte im Team zu lösen.
Schwierig ist es für die 16-Jährigen vor allem, neue Aufträge an Land zu ziehen. Momentan sieht die Lage nicht rosig aus. "Ein bisschen enttäuscht sind wir, klar, aber wir machen weiter", meint Ulrich Hipp. Josef Lachhammer hält gerade das für eine wichtige Erfahrung: "Dadurch sehen sie, dass nicht alles von alleine läuft." Mit dem Gedanken, später eine eigene Firma zu gründen, spielt von den Zehntklässlern noch keiner. "Printcom macht einfach nur Spaß", meinen alle einstimmig.
Wer T-Shirts oder Aufkleber bedrucken lassen möchte, kann sich bei Herbert Weiß, Tel. 08581/2396, oder auf der Homepage "home.vr-web.de/printcom" informieren.






Eu gefördertes Projekt
Mitglied der ARGE TGZ

IGZ Waldkirchen
Am Steinfeld 12
94065 Waldkirchen
Tel.: 08581/971-0
office@igz-waldkirchen.de