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Klo-Reklame - die Idee mit dem Geschäft
Ungewöhnliche Strategie zweier niederbayerischer Jungunternehmer

PNP vom Donnerstag, 1. Oktober 1998

Ungewöhnliche Strategie zweier niederbayerischer Jungunternehmer

Klo-Reklame - die Idee mit dem Geschäft

Von Hermann Haydn

Waldkirchen. Wer in der Werbung erfolgreich sein will, muß manchmal unkonventionelle Wege gehen. So wie die beiden Jungunternehmer Josef Hällmayer und Christian Bär, die Werbeflächen auf öffentlichen Toiletten vermieten.

"Eigentlich war das Ganze eine Couchidee", sagt Josef Hällmayer". Nach längerem Über~~~en war sie dann so interessant, daß er und sein Partner Christian Bär sie kurzerhand zum Kerngeschäft ihrer Werbeagentur im Waldkirchener Gründerzentrum machten.
Wo haben potentielle Kunden noch einige Sekunden Ruhe und werden nicht von anderen Reizen überflutet? "Am Stillen Örtchen", klärt Hällmayer auf. "Hänge ihm einen witzigen Slogan über das Pissoir oder ein Plakat an die Zellentür, zeige ihr am Waschtisch, was modern ist oder verkürze ihr das Schlangestehen mit Informationen über Parfüms, Cremes oder aktuelles Schuhwerk". Er und sie könnten in solchen Situationen gar nicht wegblicken. Und noch ein anderer Vorteil werde geboten. Bär: "Gut gemacht können Werbebotschaften durchaus als witzige oder auch informative Belebung des Toiletteninterieurs empfunden werden".
Mai 1997: Die Idee war geboren und für erfolgversprechend befunden, nun wurde das erste konkrete Örtchen gesucht. Wie gut Christian Bär und Josef Hällmayer daran taten, für ihren werbetechnischen Tabubruch - bisher waren deutsche Toiletten offenbar zu konservativ besetzt, um sie zu Werbeflächen zu machen - sich die Exclusiv-Aufhängerechte in Szenelokalen, Diskotheken oder In-Cafés zu sichern, bewies ihnen, daß kurze Zeit später in einem Focus-Artikel auf ebenfalls im norddeutschen Raum sprießende Konkurrenz verwiesen wurde.
Bei der Auswahl der Lokalitäten gingen die beiden Jungunternehmer nach strengen Auswahlkriterien vor: Nur die "durchlaufstärksten" Lokalitäten wurden als Werbeträger ausgewählt. Der Reklamekunde kann hier die Zielkundschaft genau aussuchen: jung und flippig in der Diskothek, kapitalstark und lebenslustig im Szenelokal - auch die Unterscheidung in männliche und weibliche Zielgruppen funktioniert hundertprozentig.
Wo ein Plakat - übrigens im vandalensicheren Rahmen - hängt, ist auch genau durchdacht. Eine Reizüberflutung darf es nicht geben, also maximal eine Werbebotschaft pro Sitz-, Steh- oder Waschplatz.
Von Werbung an den Innentüren der Herren-WC-Zellen halten die Werbestrategen hingegen weniger: "Wer da reingeht, der steht zu oft vor der Schüssel und somit mit dem Rücken zur Botschaft". Daß die Herren immer noch gerne die Brille bekleckern und "Hinsetzer" deshalb seltener sind, gleichen die Jungunternehmer werbetechnisch am Pissoir wieder aus. Im Schnitt 20 Sekunden verharrt "Mann" mit starrem Blick geradeaus - und ein ablenkender Slogan wird im als lästig empfundenen Gedränge vielleicht sogar als der optische Rettungsanker und "Erleichterer" empfunden. Frauentoiletten sind da problemloser.
Ob die beiden Existenzgründer keine Angst hätten, mit ihrer bisweilen etwas anrüchigen Idee bei Werbekunden auf taube Ohren zu stoßen, weil das Doppel-Null- Ambiente ein negatives Image auf ihr Produkt werfen könnte? Als Antwort zitieren die beiden Jungunternehmer eine alte Weisheit: "Auf der Toilette schweigt man sich an - um so wirksamer können hier Werbeinformationen transportiert werden. Zudem würden ein schöner Schuh, schicke Kleidung oder der Hinweis auf einen angesagten CD-Shop mehr mit dem positiven Ambiente der Stammkneipe verbunden als mit dem Gang auf die Toilette. Und Christian Bär bringt es auf einen anderen Nenner: "Aus dem Klo geht man raus. Aber der Slogan bleibt hängen".






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